Im Herbst 2020 hatte sich die Koalition darauf geeinigt, die Möglichkeiten eines Umbaus des Stadions im Jahnsportpark zu prüfen. Das Gelände des Sportparks sollte, so wurde beschlossen, im Gesamtzusammenhang von Stadion und Jahnsportpark betrachtet und dafür ein Gesamtkonzept erstellt werden. Im Rahmen eines Werkstattverfahrens sollten Architekt:innen und Landschaftsarchitekt:innen Vorschläge für einen ressourcenschonenden Umbau des Stadions machen.
Doch diese Einigung, so machte die „Dialog-Veranstaltung“ der Senatsverwaltung am 4.3.2021 deutlich, soll nun umgangen werden. So erklärte Senatsbaudirektorin Lüscher, das Stadion werde aus dem Werkstattverfahren herausgelöst und über Erhalt oder Abriss werde im 1. Quartal 2021, also innerhalb von gerade einmal 14 Tagen nach dem Beteiligungsverfahren, entschieden!
Kritische Nachfragen der Bürger:innen, warum der jetzt schon verdichtete Kiez einem Fußballstadion-Neubau mit 20.000 Plätzen zustimmen sollte, wischte Staatsekretär Dzembritzki vom Tisch: “Hirngespinste” und “großer Blödsinn” seien die Kritikpunkte der Bürger:innen.
Diese ‚Dialog-Veranstaltung‘ war absolut einseitig auf einen angeblich alternativlosen Abriss des Stadions ausgerichtet! Und obwohl Berlin sich selbst eine Zero-Waste-Strategie verordnet hat, fanden Klimawandel, Ressourcenschonung und ein sorgsamer Umgang mit der Natur im Sportpark von den Verantwortlichen keine Erwähnung.
Die Entscheidung über den Umbau oder Neubau eines Profi-Fußballstadions möchte die Senatsverwaltung augenscheinlich im Hinterzimmer treffen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne fachkundige Beratung durch Architekt:innen und Landschaftsarchitekt:innen. Auch soll die Entscheidung über das Stadion ohne Kontext zum Jahnsportpark fallen.
Die Bürgerinitiative Jahnsportpark ist über dieses Vorgehen entsetzt: „Es wird Zeit, Klartext zu reden. Klimanotstand, Verkehrskollaps, Artensterben betreffen alle Bürger:innen der Stadt – und die Sportverwaltung will um jeden Preis ein Stadion abreißen ohne überhaupt die Möglichkeiten eines Umbaus in Betracht zu ziehen! Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Entsiegelung von Flächen anstatt immer weiterer Versiegelung, all das scheint für die Senatssportverwaltung keine Rolle zu spielen. Wir und viele andere auch, das wurde in der Veranstaltung deutlich, fordern, dass es endlich zu verbindlichen Abmachungen kommt zwischen denjenigen, die sich um Klimaschutz, zukunftsfähige Mobilität, Umwelt und Naturschutz bemühen und denjenigen, die den Jahnsportpark bisher einseitig unter den Aspekten der maximalen ökonomischen Verwertung betrachten.“